Original comment on this plate from the Vienna Camera Club journal
Blatt XXV: Carl Srna in Wien: „Verlassen”. Auch in diesem Bilde, das man nicht ohne Rührung betrachten kann, wird mit geringen Mitteln eine grosse Wirkung erzielt, wie es stets der Fall sein wird, wo ein poetischer Gedanke das Bild beseelt. Die Trostlosigkeit des Verlassenseins — wen würde sie nicht rühren? Wen das traurige Schicksal auch treffen mag, — den gebrechlichen Greis der seine Lieben überlebte, das arme Kind dem seine Eltern wegstarben, oder das beklagenswerthe Mädchen dem der Herzliebste die Treue gebrochen, sie alle tragen gleich schwer an ihrem Unglück, rufen in gleichem Masse unser Mitleid wach. Auf Srna’s Bilde sehen wir auch so ein zu Tode betrübtes Menschenkind, ein einfaches Landmädchen, das just am Wege ist in die Fremde, das nun fortgeht aus dem Heimathsdorfe, vielleicht um nimmer wiederzukommen. Niemand ist, der der Verlassenen einen Scheidegruss geboten, Niemand, von dem sie hätte Abschied nehmen können!… Niemand?… Am Wege steht ein einsames Kreuz, morsch und verwittert, vor dem sie gekniet und geweint hat — wer weiss wie oft! Wo sie jetzt hingeht, dort wird ja auch der Heiland sein und sie wird ihm ihren Kummer klagen, ihm die Wunden zeigen können, die ihr das Unglück schlug, aber dieses Kreuz wird nicht da sein, bei dem sie sich Tröstung geholt und Zuversicht und so ist denn doch etwas da, wovon sie Abschied nehmen muss ehe sie fortzieht, etwas was sie zurücklässt in der Heimath und woran sie sich erinnern wird, so oft sie zurückdenkt an die Stunde des Scheidens … Wer zweifelt daran, dass die Genrephotographie, wenn sie sich auf diesem Gebiete bewegt, ein dankbares Feld ist? Wir wünschen lebhaft, dass sich recht viele Anhänger für dieselbe fänden, es könnte der künstlerischen Photographie nur Vortheil bringen.” 1.
1. Photographische Rundschau: Centralblatt fur Amateurphotographie: Edited by Charles Scolik: Volume IV: December, 1891: Published by Verlag Wilhelm Knapp: Halle a. S.: p. 442